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Engagement und Erholung – die Forschungslage

von Albert Glossner, 20. Juni 2024

Was ist Erholung? Erholung ist ein Themenfeld, das mittlerweile recht gut erforscht ist. Eine in diesem Bereich führende Forscherin ist die deutsche Psychologin Sabine Sonnentag. Sie unterscheidet zwei Sichtweisen auf Erholung mit den jeweils damit verbundenen Fragen:

  • Erholung als Ergebnis: wie wirkt sich Erholung auf Arbeit und Wohlbefinden aus?
  • Erholung als Prozess: welche Aktivitäten / Prozesse führen zur Erholung?

Erholung als Ergebnis – wie wichtig ist es, erholt zu sein?

Hier ist die Studienlage eindeutig. Wer am Morgen gut erholt ist, zeigt am jeweiligen Arbeitstag ein höheres Engagement in der Arbeit, ist produktiver, proaktiver, setzt sich mehr für die Belange der Organisation ein und erlebt ein höheres Wohlbefinden. Allerdings wird dieser positive Effekt der Erholung von niedriger Selbstwirksamkeit oder von Streit auf der Arbeit beeinträchtigt

Erholung als Prozess – was fördert Erholung?

Das Ausmaß der Erholung am Feierabend und am Wochenende wird natürlich davon beeinflusst, wie Menschen die freie Zeit verbringen. Hier werden zwei Arten von Aktivitäten unterschieden:

  1. Arbeitsaktivitäten: z.B. Vorbereitung des nächsten Arbeitstages, Haushalt, Kinderbetreuung
  2. Freizeitaktivitäten: z.B. Ausruhen, soziale Aktivitäten, Sport, Aufenthalt in der Natur, etc.

Die Beschäftigung mit der Arbeit in der eigenen Freizeit – wen wundert es – führt zu geringerem Wohlbefinden, weniger Erholung, größerer Erschöpfung und weniger Energie für die Arbeit am nächsten Tag. Es sei denn, die Beschäftigung mit der Arbeit ist von Glückgefühlen oder guter Stimmung begleitet. Dann ist der negative Effekt auf Erholung nicht zu beobachten. Die Studienlage zu Arbeiten im Haushalt ist uneinheitlich. Interessant finde ich, dass hier die Art der Motivation eine Rolle zu spielen scheint. Wenn die häusliche Arbeit intrinsisch motiviert ist, dann unterstützt sie die Erholung. Wenn sie als Pflicht (also extrinsisch motiviert) gesehen wird, dann ist das nicht der Fall.

Freizeitaktivitäten können unterschieden werden in eher passive (Ausruhen, TV, Lesen) und eher aktive Freizeitaktivitäten (Freunde treffen, Sport...). Der Zusammenhang zwischen passiven Freizeitaktivitäten und Wohlbefinden ist eher unklar. Aktive Freizeitaktivitäten, insbesondere soziale Aktivitäten und Bewegung führen zu einem höheren Wohlbefinden und einer höheren Energie am kommenden Tag und sind demnach als Erholungsaktivität besonders wertvoll. Ebenso unterstützt Natur -sowohl Blick auf Natur als auch Aufenthalt in der Natur - den Erholungsprozess.

Welche Faktoren spielen bei Erholung eine Rolle?

Nach Sonnentag sind es vier Erfahrungen, die den Erholungsprozess ausmachen:

  • Abstand zur Arbeit: Distanz von der Arbeit gewinnen
  • Entspannung: eine niedrige Aktivierung des sympathischen Nervensystems
  • Gelingen: Die Erfahrung von Herausforderungen bewältigen, erfolgreich sein, etwas hinkriegen
  • Selbstbestimmung: Über die Tätigkeit oder die Art und Weise, wie ich sie ausführe, selbst zu bestimmen

Diese vier Erfahrungen unterstützen den Erholungsprozess und machen ihn aus.

Was Erholung behindert

Studien belegen, dass Menschen, die unter sehr hohen beruflichen Druck oder Stress stehen, weniger in der Lage sind, Zeit und Motivation zu Bewegung / Sport aufzubringen als Menschen mit einer mittleren oder niedrigen Arbeitsbelastung. Auch führt eine hohe Belastung dazu, dass es schwerer wird, Abstand zur Arbeit zu finden, was wiederum den Erholungsprozess erschwert.

Wann findet Erholung statt?

Der größte Teil der Forschung bezieht sich auf den Feierabend und das Wochenende als Zeitpunkt der Erholung. Dennoch ist wichtig zu beachten, dass Erholung in unterschiedlichen Zeitfenstern stattfindet:

  • Pausen (kürzere und längere)
  • Feierabend
  • Wochenende
  • Urlaub
  • Sabbatical

Sowohl kürzere als auch längere Pausen unterstützen Erholung. Der Effekt verschwindet allerdings, wenn die Pausen mit Arbeit verknüpft sind. Umgekehrt unterstützt Selbstbestimmung in der Pausengestaltung der Erholungseffekt.

Was Urlaub und Sabbatical anbelangt, so scheinen hier die gleichen Wirkfaktoren Erholung zu unterstützen, wie für Feierabend und Wochenende erforscht und oben beschrieben.

Soweit eine Zusammenfassung der Forschungslage. Das Modell der sieben Arten der Erholung sensibilisiert dafür, welche Art der Erholung für wen besonders wichtig ist. Die Übung Mini-Urlaub beinhaltet einen Vorschlag, wie kleinere und größere Erholungsaktivitäten in den Wochenplan integriert werden können. Die Übung Raum für neue Ideen beinhaltet einen Vorschlag, wie niedrig fordernde Aktivitäten zur Förderung von Kreativität genutzt werden können.

Literatur

  • Rose, Nico (2019). Arbeit besser machen. Positive Psychologie für Personalarbeit und Führung.
  • Sonnentag, S., Venz, L., & Casper, A. (2017). Advances in recovery research: What have we learned? What should be done next?. Journal of occupational health psychology, 22(3), 365.
  • Sonnentag, S. (2018) The Recovery Paradox: Portraying the complex interplay between job stressors, lack of recovery, and poor well-being. Research in Organisational Behavior, 38, 169-185.

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