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von Saskia Bülow, 15. September 2022
Blended Learning ist ein besonders effektives Lernformat, das immer häufiger genutzt wird. Als Trainer*in ist es wichtig, gut durchdachte Konzepte zu entwickeln. Doch starten wir hier mit einer Abgrenzung, was wir unter Blended Learning verstehen. Es sind nämlich verschiedene Definitionen im Umlauf.
Blended Learning Konzepte sind eine Mischung aus gesteuerten und selbstgesteuerten Arbeitsphasen, die sowohl präsenz als auch online stattfinden können. Es geht dabei darum, den Teilnehmer*innen viel Freiraum zu geben, wann, wo und auch wie sie ihre Lernphasen durchführen. Der Prozess des eigenständigen Lernens wird immer wieder gekoppelt mit Reflexions- und Wiederholungssequenzen, sowie Impulsen, um den Transfer zu unterstützen. Blended Learning kann ein sehr effektives Konzept sein, um nachhaltiges Lernen sicherzustellen.
Beim Blended Learning startet eine Lerngruppe meistens gemeinsam in den Prozess mit einer Kick-off Veranstaltung. Alle kommen in Präsenz oder auch virtuell zusammen, tauschen sich über ihre Wünsche und Erwartungen aus. Bekommen das Konzept vorgestellt und lernen sich gegenseitig kennen. Danach erfolgt ein selbstgesteuerter Lernprozess, der mit verschiedenen weiteren unterstützenden Elementen, wie Lernpartnerschaften, Coaching oder einer Lerngruppe angereichert werden kann. In regelmäßigen Abständen finden Webinare oder Workshops statt, in denen das Erlernte reflektiert und weiter vertieft wird.
Die Teilnehmer*innen steuern ihren Lernprozess selbst und sind für die Erreichung ihrer Lernziele selbst verantwortlich.
Als Trainer*in gehen wir in die Rolle eines/einer Lernbegleiter*in. Wir planen und steuern den formellen Lernprozess und unterstütze die Teilnehmer*innen beim Lernen. Wir geben regelmäßig Feedback und helfe den Lernprozess zu optimieren.
Es ist wichtig, in den Lernprozess Transferaufgaben und wenn möglich reale Problemstellungen oder Projekte zu integrieren. Diese Aufgaben sollen die Teilnehmer*innen bewältigen und erhalten Unterstützung durch den/die Lernbegleiter*in.
Für jede Phase des selbstgesteuerten Lernens ist es wichtig, Tipps, Vereinbarungen und auch Zielvorgaben zu geben. Die Teilnehmer*innen sind teilweise wenig geübt im selbstgesteuerten Lernen und brauchen Anleitung, Unterstützung und manchmal auch Motivation durch Anerkennung und Feedback.
Die Teilnehmer*innen lernen besonders effektiv, wenn sie laufend Rückmeldung zu ihrem Lernprozess und ihren Leistungen erhalten. Das Feedback sollte auf zwei verschiedenen Ebenen stattfinden:
Die Arbeitsergebnisse von anderen Teilnehmer*innen werden online zur Verfügung gestellt. So kann der/die Teilnehmer*in sehen, wie er selbst diese Aufgabe – im Vergleich zu den anderen- gelöst hat. Dieser Vergleich kann auch in gemeinsamen Sessions stattfinden, in denen die verschiedenen Teilnehmer*innen ihre Ergebnisse präsentieren.
Besonders hilfreich für das Lernen ist das Lernen in einer kleinen Gemeinschaft. Dies können Tandems oder Kleingruppen sein. Hier sollen Erfahrungen geteilt, Übungen durchgeführt und Fragestellungen diskutiert werden. Die Teilnehmer*innen unterstützen sich so emotional, motivational und lernstrategisch. Auch dieser Prozess sollte vom Lernbegleiter unterstützt werden, insbesondere, wenn Konflikte und Schwierigkeiten auftreten.
Die Selbstlernphasen können überall dort stattfinden, wo die Teilnehmer*innen Zugriff zum Lerncontent haben. Je nach System kann auch ein Download von Lernmodulen stattfinden, so dass Lernpodcasts oder Lernvideos ohne Internetverbindung zur Verfügung stehen können.
Teilnehmer*innen beginnen die Trainings häufig mit unterschiedlichem Vorwissen. Durch die selbstgesteuerten Lernphasen kann jede*r Teilnehmer*in selbst entscheiden, welcher Input benötigt wird und welches Vorwissen er schon mitbringt. So kann bei gemeinsamen Webinaren oder Workshops (Online oder Präsenz) auf eine gute gemeinsamen Wissensbasis aufgebaut werden.
Durch die Verlagerung von Wissensinput in Selbstlernphasen können Kosten gespart werden. Die Teilnehmer*innen müssen dazu nicht an einen Ort reisen. So können sowohl Anreise als auch Übernachtungskosten eingespart werden.
Während E-Learning (nur selbstgesteuertes Lernen ohne Gruppe) bei vielen Menschen auf Ablehnung stößt, ist das Lernen in einer Gruppe mit Selbstlernphasen häufig eine willkommene Abwechslung. Das Gefühl, nicht allein zu sein, sich austauschen zu können und Unterstützung zu bekommen hilft, um die eigenen Lernziele zu erreichen, motiviert viele.
Die Teilnehmer*innen sind erfolgreicher, wenn sie Feedback von anderen erhalten und sich mit anderen vergleichen können. Auch das Lernen voneinander ist ein großer Vorteil von Blended Learning Konzepten.
Die Teilnehmer*innen haben unterschiedliches Vorwissen und unterschiedlich effektive Lernstile. Durch den Mix von Selbstlernphasen und gemeinsamen Lernphasen kann jede*r Teilnehmer*in individuell für sich sorgen und in seinem/ihren individuellen Tempo vorgehen.
Die Teilnehmer*innen benötigen eine technische Ausstattung wie Laptop oder mindestens ein Tablet. Ein Mikrofon und eine Kamera werden zusätzlich benötigt, wenn die gemeinsamen Lernphasen online stattfinden. Zudem benötigen sie technisches Verständnis für die Lernplattform und die Kommunikationstools.
Durch die Freiheit in den Selbstlernphasen haben die Teilnehmer*innen keine direkte und sofortige Unterstützung durch die Gruppe oder den/die Lernbegleiter*in. Sie müssen sich selbst organisieren und motivieren können, die Lerninhalte konzentriert durchzuarbeiten.
Manche Teilnehmer*innen sind es nicht gewöhnt, eigenständig Lerninhalte zu erarbeiten, reflektieren und Methoden anzuwenden, die die Behaltensquote erhöhen. Einfach „nur ein Video“ anschauen führt nicht dazu, die Inhalte auch zu durchdringen und zu behalten.
Bei den Selbstlernphasen habe die Teilnehmer*innen keine direkte Möglichkeit, sofort Fragen zu stellen oder sich die Inhalte nochmal auf eine andere Weise erklären zu lassen. Diese Rückfragen müssen organisiert werden und finden zeitversetzt statt.
Häufig ist es schwer möglich, im Arbeitsleben tatsächlich störungsfreie Zeiten für die Lernphasen einzurichten. Teilweise sitzen die Teilnehmer*innen in Großraumbüros, werden von Kolleg*innen und Führungskräften unterbrochen oder werden abgelenkt.
Wenn die Selbstlernphasen während des Tagesgeschäfts durchzuführen sind, wird das Tagesgeschäft oft priorisiert. So fallen die Zeiten für die Lernphasen häufig in die Abendstunden oder aufs Wochenende. Teilweise herrscht noch wenig Verständnis in den Unternehmen, dass Lernzeiten wichtig sind und auch in den Arbeitsalltag integriert werden müssen.
Es gibt unterschiedlich gute Blended Learning Konzepte, je nach Lernbegleiter*in oder Anbieter. Es kann super viel Spaß machen, effektiv und auf effizient sein. Aber natürlich kann es auch langweilig, anstrengend und nicht besonders lehrreich sein. Es gibt tolle Möglichkeiten, Blended Learning Formate zu einem echten Highlight in der Lernlandschaft zu machen. Mit Herzblut, Kreativität, Lust, etwas Neues auszuprobieren und dem richtigen Wissen klappt das!
Wie du tolle Konzept entwickeln kannst, lernst du in unserem Modul der Trainerausbildung „Blended Learning“.
Literatur:
Erpenbeck, J. et al (2015) E-Learning und Blended Learning. Springer Gabler Verlag
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